Gerade in der heutigen Zeit existieren viele Bewertungen und Kalkulationen. Die Resultate der schweren Gedanken sind oft genug psychische Erkrankungen und auch sie gehören in die moderne Zeit. Doch wie kann man sie definieren?
Den folgenden Vortrag hat Vanessa Labancz einst beim Poetry Slam in Bünde gehalten:
1, 2, 3 …
Mindestens 3 von Ihnen haben schon mal grüne Autos gezählt …
Da frage ich mich doch ernsthaft: Sind Sie eigentlich psychisch krank?!
Vor einiger Zeit habe ich eine Geschichte geschrieben, das sich mit ebendiesem Thema befasst. Die Protagonistin – Reika Hanberg – leidet an einer Zwangsneurose. Vorab – das Buch trägt den Titel „Dem Leben lauschen“.
Doch Moment mal … Was hat der Titel “Dem Leben lauschen” mit dem Inhalt „psychische Erkrankung“ zu tun?
Heißt das, wir müssen psychisch krank sein, um dem Leben zu lauschen?
Oder andersrum – wir müssen dem Leben lauschen, um psychisch krank zu sein?!
Noch mal von vorne. Reika Hanberg ist ein Mädchen, das sich absolut nicht in ein System pressen lässt. Außerdem zählt sie zwanghaft Dinge, wie Autos, oder Buchstaben auf der Colaflasche, um die Kontrolle über ihr Leben nicht zu verlieren, trinkt Spülmittel, ritzt sich des Öfteren wegen Gefühlsüberschuss und letzten Endes will sie sich mit einer Überdosis Tabletten umbringen.
Klingt nicht sehr positiv, oder?
Aber okay, eine psychische Erkrankung ist zunächst einmal eine ärztliche, konventionelle Diagnose, die es leichter macht, einen Menschen in eine Schublade zu stecken.
Aber mal ehrlich: Ob psychisch krank, oder nicht, stecken wir nicht auch oft genug Menschen in eine Schublade und beurteilen sie aufgrund ihres Verhaltens?
Wo fängt eigentlich die sogenannte Gesellschaft an? So hart es auch klingt – sie fängt bei uns selbst an.
Wir Menschen sind nicht nur eine Hülle, wir sind mehr. In uns wohnt ein Kern, dessen Wahrheit man erst einmal entdecken muss.
Auch meine Protagonistin ist nicht nur arm, nicht nur schwach und nicht nur stark.
Ihr Herz ist eine Blüte aus Kreativität, Enthusiasmus und Wertschätzung.
Und sind wir es nicht selbst, die entscheiden, wie viel Glück wir aus einem Unglück fischen?
Nehmen Sie sich mal einen Stein und werfen ihn in das Wasser. Er macht Geräusche und schlägt Wellen. Und nun stellen Sie sich vor, Sie sind der Stein, die Wellen und das Wasser. Sie hinterlassen Spuren, wirken auf etwas aus und auf eine Folge folgt eine weitere.
Also, liebe Mitmenschen, verstehen Sie mich nicht falsch – dem Leben lauschen heißt nicht, dass wir uns an jeder Kleinigkeit erfreuen müssen. Nein, dem Leben lauschen heißt, wir haben die Macht, aus Kleinigkeiten Großes zu machen und aus Großes eine Kleinigkeit. Und halten Sie sich vor Augen, dass niemand im Recht oder Unrecht ist, denn jeder hat die Berechtigung, seine eigene Wahrheit zu leben.
Ich habe einen guten Freund. Er ist blind, seit Geburt. Und er sieht mit dem Herzen. Neulich in Paderborn konnte er mir sogar sagen, wo wir uns befanden. Ich habe ihn gefragt, woher er das weiß. „Das spüre ich am Boden“, sagte er mir. Also?
Gehen wir doch mal ab und zu achtsam durchs Leben und halten inne – selbst wenn es nur 10 min. am Tag sind – es lohnt sich und bereichert ungemein!
Alsdann, danke!
Vanessa Labancz